Foto der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main mit Fokus auf der speziellen Drehung der Glasfront des Gebäudes
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Schutzschild aus Pulverlack


Eine Glasfassade, die bis zu den Wolken reicht. Die Hochhaustürme der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main halten tagtäglich Wind und Wetter stand. Ihr Geheimnis: ein Schutzschild aus Pulverlack.

Wie ein Kristall, der in den Himmel ragt – die gläserne Fassade der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Ostend reflektiert ihre Umgebung: Sie lässt Häuserreihen erkennen, Himmel und Wolken – je nach Blickwinkel sogar die Frankfurter Skyline. Wechselt das Licht, verändert sich auch die Erscheinung des Gebäudes: Es erstrahlt in vollem Glanz oder thront matt und erhaben über der Finanzmetropole. Das gläserne Konstrukt bietet mit seiner dynamischen Silhouette und dem sichtbaren Stahltragwerk nicht nur architektonische Highlights. Es hat auch einen besonderen Schutzschild – einen aus Pulver.

Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB)

Der Entwurf für die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main stammt vom Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au. Er kombiniert eine denkmalgeschützte Großmarkthalle aus den 1920er Jahren mit einem bis zu 185 Meter hohen verdrehten Doppel-Büroturm. Die 2014 vollendeten Türme erscheinen wie zwei schräg geneigte Scheiben, von denen eine kopfüber an der anderen steht. Den Raum zwischen den beiden Türmen füllt das sogenannte Atrium, ein gläserner Zwischenbau mit Brücken, Stegen und Plattformen.




Die Fassade – unser erster Eindruck

Spiegelnde Glasfronten, verspielter Stuck oder grobe Holzelemente – Fassaden vermitteln uns einen ersten Eindruck von Gebäuden. Wie eine Haut umgeben sie ihr Innenleben, repräsentieren es nach außen und erzeugen ihre ganz eigene Wirkung. Was sie ausstrahlen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa der Beschaffenheit, Farbe und Struktur. Ergänzend zu ihrem optischen Auftritt, haben Fassaden eine schützende Funktion. Sie müssen Wind und Wetter standhalten, gegen Hitze bestehen und mancherorts sogar Erschütterungen verkraften. Unsere eigene Haut wappnen wir vor solchen Einflüssen: Wir tragen Sonnencreme auf oder ziehen uns eine Regenjacke über. Genauso wie unsere Haut brauchen auch Fassaden eine schützende Schicht. Gebäudeteile wie die der Europäischen Zentralbank sind deshalb mit einem speziellen Lack beschichtet: Pulverlack.

Fassadenschutz aus Pulver

Pulverlacke sind ein fein vermahlenes Gemisch aus Pigmenten, Harzen, Füllstoffen und Hilfsmitteln. Sie fungieren – ähnlich wie Flüssiglacke – als Schutzschild für Oberflächen. Im Gegensatz zu Flüssiglacken funktionieren Pulverlacke allerdings ohne Lösungsmittel. Denn sie bestehen – wie der Name schon sagt – aus Pulver und werden mithilfe elektrostatischer Ladung auf Gegenstände wie beispielsweise Fassadenelemente aufgetragen. Ein großer Vorteil des Verfahrens ist, dass der Auftrag sehr gleichmäßig verläuft und kaum Unebenheiten entstehen. Für eine lange Zeit waren Pulverlacke übrigens aus technischen Gründen nur für metallische Oberflächen geeignet. Inzwischen ist es dank innovativer Technologien möglich, auch nichtmetallische Oberflächen wie zum Beispiel Glas oder Keramik zu veredeln.



Du möchtest noch mehr über Pulverlack erfahren? Alles, was du dazu wissen solltest, findest du in unserem Überblick!

Nach dem Auftragen des Pulverlacks kommen die Werkstücke in einen bis zu 200 Grad Celsius heißen Ofen. Der Lack schmilzt dabei und bildet am Werkstück eine gleichmäßige Schutzschicht. Gerade für Fassaden ist diese Schicht unentbehrlich, denn sie sind tagtäglich der Witterung ausgesetzt. Die Pulverbeschichtung bewahrt somit Fassaden vor Schäden wie Korrosion und Rissen und sorgt dafür, dass ihre Erscheinung auch noch nach vielen Jahren erhalten bleibt.

Wassertropfen auf einer roten metallischen Oberfläche
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Die Mischung macht’s

Neben der funktionellen Oberflächenveredelung beeinflusst eine Pulverbeschichtung auch die Optik von Fassaden. Je nach Zusammensetzung des Lackes können vielfältige Farben und Effekte erzeugt werden. Die sogenannten Additive tragen dabei maßgeblich zur Qualität bei, indem sie die Oberflächenspannung reduzieren und somit für einen glatten und kraterfreien Verlauf sorgen. Je nach Verwendungszweck ist also ein Pulverlack mit einem Mischverhältnis zu wählen, um die Fassade zuverlässig zu schützen und dabei zugleich deren beste Seiten zur Geltung zu bringen. Sicherheit bei der Produktwahl können Qualitätssiegel geben. Für den Bereich Architektur und Fassaden sind die Siegel von GSB International, Qualicoat und AAMA (American Architectural Manufacturers Association) relevant.